Mittwoch, 13. Juni 2018

Munga Trail 2018


«The Munga Trail - the toughest race on earth»
Südafrika 18. - 23.4.2018

 
 

Rückblende
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The Munga Trail - «The toughest race on earth». Ich war im Jahr 2017 bei der ersten Ausführung dieses «Crazy Rennen» dabei. Wie es für mich damals ausging ist hinlänglich bekannt. Ich hatte anschliessend  Wochen, gar Monate Zeit mir zum damaligen Rennverlauf meine Gedanken zu machen. Immer und immer wieder bin ich diese im April 2017 in meinen Gedanken durchgegangen. Das Niederschreiben hat mir damals geholfen das ich mich wieder an die wichtigsten Einzelheiten dieses Laufes zurück erinnern konnte. Kaum vorstellbar. Man ist fünf Tage total fokussiert auf das eine Ziel, dass damals hiess: «Blyde River Canyon, Zeitlimit total 120 Stunden». Die Welt um dich herum könnte untergehen. Du gehörst nicht mehr dazu, du lebst in deiner eigenen Welt.
Die Enttäuschung, dass ich damals knapp an meinem grossen Ziel gescheitert war, war gross. Klar, ich hab’s gegen aussen verdrängt, niemand sollte meinen Frust und die Erkenntnis spüren, dass am Schluss 20 km fehlten. 20 km die mich 12 Monate daran erinnern sollten ein nicht Finisher zu sein. Meine Reaktion Tage darauf war klare Ablehnung. Niemals werde ich mich nochmals an dieser Tortur beteiligen. Das Schlimmste für mich war aber nicht zu wissen warum ich es nicht schaffen konnte.
Nach um nach mit dem Schreiben des letztjährigen Berichtes sowie mit dem gedanklichen Ablaufen jeder einzelne Etappe, haben sich dann aber auch für mich einige Fragezeichen in klare und nachvollziehbare Antworten umgewandelt. Plötzlich wusste ich wo ich meine Fehler machte oder wo einem das Schicksal, z.B. mit der defekten Lampe einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Das grosse Puzzle hat sich langsam aber stetig zu einem Bild zusammen geformt. Bis auf die letzte Nachtetappe konnte ich nun meinen Munga Trail wieder als Ganzes wahrnehmen.
Am 11. Mai erschien im Ustemer Regionalblatt ein Artikel über meinen Lauf unter dem Titel «Mit der Kuh im dunkeln Rennen». Ich wurde da zitiert dass ich mir eine Teilnahme für 2018 übererlege….Nur wenige Stunden nach Erscheinen diese Berichtes hat mir mein Bruder klar zu verstehen gegeben, dass das so viel für ihn hiesse, dass ich im 2018 sicher wieder dabei sein werden. Ich denke nicht nur er, sondern alle die mich ein bisschen kennen haben das gleiche Fazit aus dieser Aussage gezogen. Also der erste Schritt zum Munga 2018 war getan. In den kommenden Wochen versuchte ich meine damaligen Fehler klar zu definieren. Diese hiessen ganz klar:

- Sehr schlechte Kenntnisse mit dem GPS Gerät und ungenügendes Studium der Streckenpläne im Vorfeld
- Falsche Einteilung der Ruhepausen
- Unökonomischer Laufstiel, fehlende Rumpfkraft
- Verzicht auf Laufstöcke
- ½ Nummer zu kleine Laufschuhe
- Verlaufen im dichten Dschungelwald auf dem Fani Botha Hill (mind. 3 Stunden den Weg gesucht)
- Pech mit der defekt der Stirnlampe
- Anfängerfehler dass ich die Reservelampe kurz vor dem Start aus dem Rucksack genommen habe
Alles kleine aber in der Summe entscheidende Details die am Schluss dazu geführt haben, dass die vorgegebene Zeit von 120 Stunden nicht eingehalten werden konnte.
Mit der Erkenntnis der festgestellten Fehler kam bei mir aber auch langsam die Einsicht, dass es doch nicht ganz unmöglich schien den Munga zu finishen. Jetzt hatte ich mir praktisch eine Rettungsschlinge gelegt an welcher ich mich Stück um Stück wieder aufbauen konnte. Meine fehlende Grundgeschwindigkeit sollte also nicht dazu führen, dass wenn die anderen Punkte verbessert werden konnten, ich den Munga nicht bestehen könnte. Nein ich war mir sogar ganz sicher, dass mit harter Arbeit, Trainingsdisziplin und meiner doch sehr grossen Erfahrung als Langstreckenläufer das Ziel erreicht werden kann.
Ich legte mein Schwergewicht in den kommenden Monaten darauf meine Rumpfmuskulatur zu stärken und damit auch meinen Laufstil zu verbessern. Unzählige Einheiten im Fitnessstudio, meist in der Mittagspause oder am Wochenende waren nötig um mich auch körperlich wieder in Schuss zu bringen. Anzufügen wäre noch, dass die Folterkammern und Foltergeräte definitive nicht meine Lieblings Orte und meine bevorzugten Instrumente sind wo ich mich gerne abquälen wollte.
Mit der Erkenntnis bald altersmässig an der 60 zu kratzen blieb mir halt aber gar nichts anderes mehr übrig als meinen Body auch Fitnessverrückten zu präsentieren. Bin gar nicht so sicher ob seit dem die Besucherzahlen besorgniserregend zurückgegangen sind! Bereits am Tor des Géants im Herbst 2017 konnte ich von dieser zusätzlichen Verbesserung profitieren.
Dass ich mich dann aber schlussendlich zu einer zweiten Teilnahme anmeldete verdanke ich ganz speziell meinem Freund Stefan Müller. Auch er hat den Munga letztes Jahr nicht geschafft. Bei seinem Besuch zusammen mit Annette bei uns im Engadin hat er mich aber mit seiner positiven und zuversichtlichen Art, das unmöglich scheinende zu packen, sehr beindruckt. Für ihn war absolut klar, dass er es nochmals versuchen würde. Er war es auch, im Gegensatz zu mir, der sicher war, dass ich mich auch nochmals aufraffen werde und mit ihm zusammen diese zweite Chance packen muss. Eigentlich habe ich mich bei seinem Besuch dann auch schon entschieden, dass ich  nochmals an den Start gehen werde. Das heisst fast entschieden. Es gab da noch das Problem mit dem Zürich Marathon der am gleichen Wochenende über die Bühne gehen sollte wie der Munga Trail.
16. Ausführung und alle 15 mal war ich dabei. Schwere Entscheidung….Aber einmal musste ich ja Farbe bekennen. Munga oder Zürich. Meine Wahl fiel auf Südafrika und ich sollte es nicht bereuen.

 
 

Vorbereitung
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Nachdem ich mich dann nach den Weihnachtstagen definitive angemeldet habe sollte die intensive Phase der Vorbereitung folgen. Ein Jahr zuvor für die erste Teilnahme habe ich von Januar bis April rund 1000 km abgespult. Das Wetter im Winter 2017 war optimal für mein Training. Dieses Jahr sollte es aber etwas anders aussehen. Ich kam auf knapp 500 km was mir doch etwas Kopfzerbrechen bereitet. Einerseits war es sehr kalt und teilweise auch schneereich, andererseits bin ich mit Monica im Januar / Februar noch nach Mauritius und La Réunion verreist. Wunderschöne Ferien mit extrem wenigen Trainingseinheiten! Der Kopf konnte bestens durchlüften ob es für die Beine genug war sollte sich noch herausstellen. Mit dem Snow Run Anfangs Januar hatte ich nur ein einziges Rennen vor dem Munga (Two Oceans ausgenommen) in den Beinen. Auch den Crux Lauf (56 km) ende Februar musste ich wegen einer Zahnoperation noch absagen. Also für mich war es schon speziell in diesem Zustand nach Südafrika zu reisen. Aber neben der körperlichen gibt es ja auch noch eine mentale Vorbereitung. Und ich glaube im Nachhinein sagen zu können diese habe ich optimal gemeistert. Mein Kopf fühlte sich stark an, ich war überzeugt bis in die Fussspitzen, dass ich es diesmal schaffen werde. Die negativen Eindrücke wie Lampenprobleme, fehlende GPS Kenntnisse und alles weiter Unvorhersehbare habe ich einfach ausgeblendet. Meine Gedanken habe ich zu jeder Tages- und Nachtzeitz  auf «Positiv» gestellt. Ich liess kein Zweifeln zu, auch wenn es mal nicht so lief, so waren denn meine Gedanken schon in Afrika und ich bereits beim Einlaufen über die Ziellinie.

 

Spendenlauf «Run4ayoba»


Das war meine zweite Motivation. Nachdem sich bei meinem letztjährigen Spendenlauf für das Camp Sweetdale so viele Menschen an meiner Spendenaktion beteiligten  und einen unglaublichen grossen Beitrag für das Projekt beigesteuert haben, war ich es meiner Meinung nach auch diesen Personen schuldig den Munga nochmals zu versuchen. Ein paar Wochen davor wurde ich in den sich neu zusammensetzenden Vorstand von Ayoba gewählt. Wir haben dann lange überlegt, ob es sinnvoll ist die Spendenaktion nochmals zu lancieren. Wir kamen zum Schluss, zwecks unseres Auftrages auch meinen zweiten Versuch als Spendenlauf «Run4ayoba» zu starten. Ein Radiointerview bei Radio Zürisee und ein Artikel in 20 Minuten sollten das Interesse einzelner Gönner und Spender nochmals auf diesen Lauf richten. Ob und wie erfolgreich diese Aktion schlussendlich sein wird, wird sich dann erst in ein paar Wochen zeigen.

Back to South Africa

Blick rüber zum Lions Head
 
An Mittwoch vor Ostern, drei Wochen vor dem Start zum Munga Trail war es dann soweit. Moni und ich hatten die Koffer gepackt, ich natürlich mit unglaublich viel Übergewicht. Zusammen mit Albisreisen und in Begleitung von Markus Roth ging es via Frankfurt nach Kapstadt. Eine tolle Truppe machte sich auf zum Two Ocean Marathon. Dabei waren auch Roland Cavelti, Daniel Eberle und weitere mir von anderen Läufen her bekannte Gesichter. Der Two Ocean Marathon über 56 km sollte für mich ein letzter Test werden im Hinblick auf den Munga. Natürlich darf man diesen, nach dem Comrades Marathon bekannteste Ultralauf in Südafrika mit der bevorstehenden Herausforderung Munga Trail nicht vergleichen. Ich habe einfach die Chance wahrgenommen diesen populären Ultralauf auch noch in meine Sammlung aufzunehmen.
(Siehe: http://stekeller.blogspot.com/2018/03/)

Chapmans Peak

Test bestanden, keine körperlichen Probleme jetzt einfach noch zwei Wochen ruhen und relaxen. Nachdem Moni leider wieder heimreisen musste besuchte ich die Familien Wenger und Kern in Margate, ca. 100 km südlich von Durban. Ich wurde herzlich von Dani und Connie sowie von Roland und Sibylle empfangen. Es waren tolle Tage und ich hab nochmals sehr viel erfahren über das Camp Sweetdale, die Arbeit und die Visionen meiner Freunde. Einmal mehr, es war ja nicht mein erster Besuch im Camp, bin ich berührt mit wieviel Hingabe und Engagement sie sich  für die ärmsten und schwächsten unserer Gesellschaft, den Jugendlichen und Aids Waisen in diesem Teil von Südafrika annehmen. Ich habe noch oft im Verlauf meiner weiteren Reise von verschiedenen Menschen, Südafrikanern aber auch Läufern aus Europa Bewunderung und Dankbarkeit herausgehört für ihre grosse und unermüdliche Arbeit die sie hier leisten. Mein bzw. unser Entscheid nochmals für Sweetdale zu sammeln war absolut richtig – ich wusste jetzt, dass ich alles geben musste um dieses Monster von einem Rennen zu bodigen. Am meisten berührt hat mich dann aber die Geste der Jugendlichen. Sie schenkten mir ein Cape und ein Sweetdale T-Shirt. Und als Krönung sangen sie für mich ihre Hymne. Soscholosa. Diesen Moment werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen.


Sweetdale Camp in Margate südlich von  Durban
Nach dem Besuch im Camp ging es weiter nach Johannesburg bzw. nach Pretoria wo ich bei meinen Freunden Stefan und Annette Müller Gastrecht hatte. Natürlich drehten sich die Gespräche die letzten Tage nur noch um das eine und entscheidende Thema. «Munga Trail 2018!!!»
Auch Rolf, Stefans Bruder verbrachte die letzten Tage noch mit uns zusammen und ich glaube Annette konnte unsere Diskussionen um die letzten aber auch wirklich allerletzten Vorbereitungen nicht mehr hören. Wie oft haben wir den Rucksack nochmals neu gepackt und ein weiteres Mal optimiert.
Endlich war es dann aber soweit. Am Dienstag, 17. April sind wir zu dritt zum Startpunkt gefahren. Gespannt und auch hoffnungsvoll was uns die nächsten fünf Tage oder 120 Stunden noch erwarten sollte. We will see…

 

15 Verrückte

Die Begrüssung all der bereits bekannten Läufer und Läuferinnen war sehr herzlich. Es kam mir vor, wie wenn ich zurück in meine Familie komme. Richard aus Sambia war wieder dabei, Nicky und Bennie die beiden Titelverteidiger, Vicky welches es auch diesmal mit Wandern versuchen wird, Rene mit ihr habe ich letztes Jahr einen Grossteil der Strecke gemeistert und natürlich die beiden Organisatoren Erik und Alex. Schade leider mussten kurz vor dem Start noch zwei Teilnehmer wegen Krankheit absagen. Philip Boardmann, er wäre der älteste Teilnehmer gewesen, und aus Deutschland Rafael Fuchsgruber der sich kurzfristig für eine Teilnahme entschieden hat.
Im Gegensatz zur ersten Ausführung hat sich das Teilnehmerfeld von 24 auf 15 reduziert. Vier kommen aus Europa, einer aus Sambia und die restlichen zehn waren einheimische aus Südafrika.


Wiederholungstäter

 

400 Kays 5 Days on Foot

1. Etappe Lakenvlei to Elandskloof Trout Farm 65 km
Waterpoint 1 → km 17 / Waterpoint 2 → km 41

Heute Morgen war es schon etwas ruhiger beim Frühstück als noch gestern Abend. Ich glaube alle sind sich nun bewusst was in den kommenden Tagen abgehen wird. Um 10 Uhr gab es ein kurzes Briefing über die gesamte Strecke und jeder Läufer und jede Läuferin hat sich kurz vorgestellt. Die meisten kannten sich aber schon.
Fürs Album wurden nochmals ein paar tolle Bilder vor dem Start geknipst. So frisch werden wir die nächsten Tage sicher nicht mehr aussehen. Kurz vor zwölf standen dann alle bereit und nach einem kurzen Gebet durch Eric und gegenseitigen Glückwünschen fiel pünktlich um 12 Uhr der Startschuss zum zweiten Munga Trail. Wie er wohl ausgehen wird? Schaffe ich es diesmal? Was werden wir während diesen 120 Stunden wohl alles erleben? Ich bin freudig gespannt und immer noch voll überzeugt, dass ich es diesmal packen werde.


Mit Freund Stefan kurz vor dem Start

Das erste Teilstück dieser Etappe wurde um etwa 18 km gekürzt. Wie ich vernommen habe soll die Genehmigung für einen Teil der Strecke nicht erteilt worden sein. Jedenfalls gingen alle wie immer gleich Volldampf auf die Strecke. Man könnte meinen nach 20 km sei Schluss. Der letztjährige Einsatz mit Carsten zusammen ist mir aber noch in guter Erinnerung. Für mich war es damals einfach eine Nummer zu schnell. Also habe ich mich gleich so eingestellt wie ich mir das vorgestellt habe. Joggen aber in einem angenehmen Tempo. In den Körper hineinhorchen was er geben kann und will. Zudem musste ich mich zuerst auch wieder an den ca. 6 kg schweren Rucksack gewöhnen.



Erster Checkpoint, da konnten wir noch Lachen

Ich fühlte mich gut und bis zum ersten Waterpoint (WP) den ich nach ca. 2 Std. 15 Min erreichte habe lief es optimal. Rolf, Richard und auch Rene waren bereits in meinem näheren Umfeld.
Eine erste kleine Krise hatte ich dann ab km 28. Und man glaubt es kaum bereits erste Krämpfe. Kenne ich doch noch vom letzten Jahre her. Nach rund 5 Std. 51 Min. trafen wird dann bereits bei WP 2 ein. Alles ok. Krämpfe überstanden.
Die erste Etappe war bis km 24 sehr flach dann ganz leichter Anstieg um ca. 300 Höhenmeter. Gut zu laufen und den ersten kleinen Fluss haben wir auch bereits hinter uns gelassen. Diesmal noch mit Schuhe ausziehen. Die Füsse sollten dann aber nicht mehr lange so trocken bleiben.
Abwechselnd mit Rolf und den beiden anderen aber auch alleine hab ich dann nach gut 11 Std. 50 Min. das erste Race Village Elandskloof Trout Farm erreicht. Freue mich auf die gute Verpflegung und zwei Stunden Ruhezeit. Schlafen hat leider nicht geklappt.



Rene und Richard «Dream Team»
 
2. Etappe Elandskloof Trout Farm  to Coromandel Estate 80 km
Waterpoint 3 → km 97 / Waterpoint 4 → km 117
Um Punkt 24 Uhr ging’s weiter. Gestärkt und etwas ausgeruht laufe ich mit Rolf und Richard los. Rolf hat dann nach etwa einer Stunde einen anderen Schritt gewählt und so sind wir dann nur noch zu zweit gewesen. Die Strecke kam mir vom letzten Jahr doch noch sehr bekannt vor. Leicht coupiert aber nicht sehr schwierig. Die nassen Wiesen machen mir schon mehr zu schaffen. Trockene Füsse das war mal. Laut Beschrieb laufen wir auch an einigen Forellendämmen vorbei. Das bekommen wir aber in der Dunkelheit nicht mit. Bei WP 3 morgens um 6 Uhr treffen wir dann wieder auf Rene. Leider ist das Restaurant um diese Nachtzeit nicht offen aber ein paar Minuten Erholung und etwas zu trinken gönnen wir uns schon bevor es dann wieder weiter geht.

Von hier aus laufen wir dann wieder zu dritt weiter. Nun geht es steil bergauf und Richard der in Zambia nur wenige kleine Erhebungen kennt, macht nun auch Begegnung mit einem richtigen Berg. Muss aber ehrlich zugeben, auch ich komme mega ins Schwitzen bei diesem Aufstieg. Ist schon ganz schön steil hier. Zum Glück sind wir hier morgens und noch nicht bei der grössten Hitze. Hier laufen wir aber auch nicht auf der gleichen Route wie letztes Jahr. Die Schlucht wurde ausgelassen und wir sind praktisch rum um den Berg und dann hoch gelaufen. Hat mir besser gefallen als die Variante 2017.
Rene verabschiedet sich dann wieder von uns und so laufen wir teils getrennt weiter bis Waterpoints 4 bei km 117, welchen wir nach knapp fünf Stunden erreichen.
Weiter geht’s und irgendwann kommen wir an der Stelle vorbei, wo ich letztes Jahr im Dunkeln vor der Kuh stand bzw. sie vor mir. Das wäre ja nicht problematisch gewesen aber leider gab dann meine Stirnlampe den Geist auf. Dieses Jahr bin ich nun bei Tageslicht hier und alles sieht wirklich etwas anders aus als damals. Die folgenden drei Kilometer entlang der Bahnschiene sind dann auch nicht das gleiche wie damals in der stockdunklen Nacht.
 
Und immer schön der Eisenbahn entlang
 
Eine nette Frau bei der ich meine Trinkflache auffüllen kann (es sollte ausser bei den Checkpoint eine der wenigen Personen gewesen sein die ich auf der ganzen Strecke getroffen habe) gibt mir dann noch eine Birne mit auf den Weg. Die hat herrlich geschmeckt. Es ist schon unglaublich wie man plötzlich für die einfachsten Sachen dankbar ist die man genau im richtigen Moment  bekommt. Die Frucht hat jedenfalls bestens geschmeckt und nachher kam ich ohne Probleme den steilen Anstieg hoch. Der letzte Abschnitt bis zum Race Villages fordert uns vor allem die letzten Kilometer gewaltig heraus. Ich kann mich noch gut an letztes Jahr erinnern als ich alleine und ohne Tranlampe seitlich den Wasserfall runter laufen oder besser gesagt kriechen musst. Dieses Jahr kommt uns ein Helfer entgegen und der Abstieg ist nicht mehr ganz so schwierig wenn man zu dritt bzw. zu viert runter steigen kann.
Um 18.25 Uhr erreichen wir RV2 Coromandel Estate. Die letzten Stunden hat es stark geregnet teilweise mit Blitz und Donner. Für uns alle ist jetzt ganz klar Schlafen angesagt. Davor gibt’s aber noch eine heisse wohltuende Dusche.
Da hoch mussten wir....
 

3. Etappe Coromandel Estate to Merry Pebbles  83 km
Waterpoint 5 → km 162 / Waterpoint 6 → km 194

Über 4 Stunden geschlafen wow das hat gut getan. Jetzt noch eine Stärkung und dann kann es wieder weiter gehen. Leider hat es nicht geklappt, die Socken und auch die Schuhe werden nicht mehr trocken. Dafür wäre eine längere Pause nötig und vor allem eine Heizung um die Schuhe wieder trocken zu kriegen. Die Stimmung bei mir ist immer noch recht gut. Körperlich fühle ich mich wieder etwas besser als wir um 00.25 Uhr loslaufen.  Sorgen mache ich mir aber schon wegen der Nässe. Hoffentlich kommt das gut. Aber bereits nach wenigen Minuten Gehen kommt bereits wieder die nächste Regenfront, mit Schuhe trocken wird das so nichts.
Waterpoint 5 erreichen wir gegen 03.20 Uhr freitagmorgens. Hier gibt’s einen herrlichen Burger. Ich glaube der Streckenposten hat sich richtig gefreut, dass er wieder jemanden d.h. drei Personen verpflegen und umsorgen konnte. An dieser Stelle sei auch mal gesagt, was für einen grossartigen Job all die Helfer machen. Sobald man ins Camp reinkommt wird man umsorgt und verwöhnt vom Feinsten. Essen und Trinken wird geholt, Sanitäter verbinden einem die Füsse, einfach perfekt.

Fusspflege war im Preis inbegriffen

Die Pause hier wird dann doch etwas länger dauern und so starten wir um 04.40 Uhr und machen uns auf den Weg zur Kirche. Es regnet noch die ganze Nacht weiter. Wir treffen am Waterpoint 6 bei km 192 nach sechseinhalb Stunden um 11.10 Uhr ein. Sieht bei Tageslicht auch ganz anders aus die Gegend als ich sie mir vorgestellt habe. Auch hier gibt’s einen herrlichen Burger. Es ist schon speziell was man so alles futtern kann. Die Kalorien verbrennen sich in Windeseile und so mag man dann schon wiederkräftig zulangen.
Irgendwann nach dem Waterpoint haben wir die 200 km Marke passiert. Die Hälfte ist geschafft jetzt geht es auf den Heimweg….. Ist doch gut wenn man den Humor nicht verliert!
Die nächsten 36 km bis nach Merry Pebbles werden lange werden. Unheimlich lange, es nimmt einfach kein Ende und die Stassen und Weg sind extrem nass und matschig. Dazu kommt weiter Regen, abwechselnd mit Aufhellungen dazu. Irgendwann bekomme ich einen stechenden Schmerz im rechten kleinen Zeh. Ich muss den Schuh ausziehen und stelle fest, dass sich die Haut über den kleinen Zehen abziehen lässt. Ich verbinde das Ganze und bin dann positiv erstaunt wie gut es eigentlich beim Weiterlaufen geht. Ein Aufsteller war der Besuch von Renes Freund und Begleitung. Die Cola schmeckte herrlich….Danke.
Mit kleinem etwa 5 Minütigem Vorsprung auf meine Kollegen komme ich dann um 19.39 Uhr am Freitagabend im Race Village Nummer 3  Merry Pebbles an.
Jetzt ist vor der Verpflegung Fusspflege mit dem Doktor angesagt. Die ersten Blasen haben sich gebildet und erste kleine Entzündungen entstehen.
Erst nach Minuten bemerke ich Rolf der leider ausgestiegen ist. Tut mir echt Leid für ihn. Nach einer grossen und Kalorienreichen Abendmalzeit legen wir uns für ein paar Stunden hin zum Schlafen.

 

4. Etappe Merry Pebbles to Grasskop Summit Lodge 82 km
Waterpoint 7 → km 267 / Waterpoint 8 → km 287

Samstagmorgen. 5 (in Worten fünf) Stunden geschlafen. Wow, komme mir vor wie neu geboren. Jetzt kann nichts mehr passieren. Die Schmerzen in den Füssen denke ich nun einfach mal weg. Wir starten dann um 04.00 Uhr in der Früh. Das klar mit Absicht, denn wir wollen den Fanie Botha Trail unbedingt bei Tageslicht machen und nicht wie René und ich letztes Jahr bei Dunkelheit. Zu dritte sollten wir uns dann eigentlich auch nicht verlaufen. Aber auch das sollte täuschen. Nachdem wir den Einstieg in den Dschungelwald mit den diversen kleinen Brücken geschafft haben stehen wir plötzlich praktisch zuoberst am «Cathedral Falls».  

Cathedral Falls
 
 Wie eindrücklich, ein ca. 150 Meter grosser Wasserfall donnert in die Tiefe. Dass wir uns auf der falschen Seite dieses Naturereignisses befinden merken wir erst viel später. Ist halt doch nicht ganz so einfach in diesem Dichticht sich auf den Weg oder was das in etwas sein könnte, zu konzentrieren. Der Umweg kostet uns ca. 90 Min. Irgendwann habe ich aber vom Umstand genug, dass durch den Wald kein Sonnenlicht zu sehen ist und ich erhöhe bergauf das Tempo. Ca. 10 Min. vor den anderen beiden bin ich dann auf dem Gipfel. Da wo wir letztes Jahr mitten in der Nacht waren und erbärmlich gefroren haben. Natürlich gibt’s auch in diesem Jahr wieder ein Gruppenfoto.  
Wieder einen Bergpreis geschafft
 
Nach strengen 10 Stunden und knapp 40 km erreichen wir Waterpoint 7. Dieser letzte Abschnitt war wirklich technisch extrem schwierig zu laufen aber wir sind happy eines der Herzstücke des Munga Trail geschafft zu haben. Langsam getraue ich mich auch hoffnungsvoll voraus zu schauen. 267 km sind geschafft. Es steht noch ein grosses Stück Weg vor uns. Der härteste Teil folgt noch. Ich glaube aber mit der diesjährigen Strategie und mit einem anderen und vor allem längeren Schlafrhythmus komme ich einiges besser klar als letztes Jahr.

Auch an diesem Checkpoint werden wir wieder mit grosser Unterstützung und Freundlichkeit empfangen und verwöhnt. Süsse Pfannkuchen und ein paar kalte Gschwelti helfen mir wieder auf die Beine. Aber auch diesmal fällt mir das Weitergehen extrem schwer. Meine Füsse sind jetzt offen und wund und schmerzen extrem. 14.45 Uhr Rene und Richard laufen los und ich kann ihr Tempo im Moment nicht halten. Erst nach etwa einer Stunde schliesse ich zu ihnen auf und kann dann auch wieder meine Führungsaufgabe wahrnehmen. Vor allem bergab könnte ich sogar noch schneller laufen aber ich habe kein Interesse die beiden stehen zu lassen. Die paar Minuten ist mir das auf keinen Fall wert. Wie gesagt, es braucht halt immer etwas Zeit um sich einzulaufen. Zudem laufen wir für einige Kilometer in einem richtigen Sumpfgebiet rum und von Weg ist keine Spur zu sehen.
Die Stimmung unter uns dreien ist super, und wenn mal einer Krise hat unterstützen wir uns gegenseitig. Vor Waterpoint 8 sind wir sogar noch zum Spassen aufgelegt. Richard und ich tanzen wie die Ladys in Paris im Moulin Rouge. Um ca. 20.45 Uhr erreichen wir WP 8 und da habe ich mich extrem auf die super, leckere fettige Burewurst vom Grill gefreut.
Von WP 8 bis zum Race Village in Grasskop sind es noch gut 23 km und es wird jetzt wirklich richtig hart. Nehme mir noch ein kleines Souvenir mit, eine Schraube aus der alten und nicht mehr in Betrieb stehenden Eisenbahnlinie. Meine beiden Freunde schauen schon etwas doof als ich mich kurz von ihnen absetze um mir dieses Andenken zu holen.  Schliesslich nehmen sie aber gerne von mir auch eine Schraube als Erinnerung mit.

 


Finisher Medaille

Wir befinden uns nun bereits im Einzugsgebiet des Blyde River Canyon aber das heisst auch, dass es noch nässer wird als es bereits ist. Wir müssen ein einige Male den Fluss überqueren und dabei bleiben wir definitive nicht trocken. Die nächsten Stunden kommt nun nochmals ein sehr anstrengendes Stück Weg auf uns zu. Zuerst geht es sicher 1 ½ Stunden in dichtem Urwald nur runter. Und als wir den tiefsten Punkt erreicht haben natürlich alles auf der anderen Talseite wieder hoch. Ich kann mich noch gut an den Weg von letztem Jahr erinnern. Diesmal dünkte es mich aber, dass er überhaupt nicht mehr aufhören will. Zudem ist es nun extrem kalt und mit dem vielen Wasser auch sehr ungemütlich.
Endlich, am Sonntagmorgen um 4.52 Uhr kommen wir in Grasskop an. Der einzigen grösseren Ortschaft auf unserer Tour. Wir sind alle ziemlich entkräftet und Müde.
Ich beschliesse hier nicht zu schlafen. Ich war mir sicher dass ich Probleme bekommen hätte nach einem kleinen Nickerchen wenn es dann weiter ging. So lasse ich mir einmal mehr vom Doc meine Füsse verbinden und stärke mich noch für den letzten Teil des Munga Trails.

 

5. Etappe Grasskop Summit Lodge  to Bourke`s luck Potholes 51 km
Waterpoint 9 → km 348 

Was nun folgt muss mit wirklich grossem Einsatzwillen angegangen werden. 51 km bis zum nächsten Race Village und erst nach 38 km der nächste Wasser- Verpflegungsposten. Richard und ich wir starten um 06.22 Uhr. Ich versuche noch Rene zu überzeugen, dass sie auch mit uns mitkommt. Sie benötigt aber nun eine etwas längere Schlafpause und somit sind wir die nächsten ca. 10 km nur zu zweit. Bei Gods Window kurz nach Grasskop gilt es dann wieder Wasser zu queren. Da ich aber gerade einen trocken Verband bekommen habe passt mir das überhaupt nicht und ich wollte mich gerade auf machen um eine Stelle zu finden wo eine Überquerung möglich ist. Nun gefällt das  Richard aber überhaupt nicht. Er nimmt mich huckepack und trägt mich über den Fluss. Das ist Service. Als er meinen Rucksack noch holt, meint er cool. Der ist ja schwerer als Du selber. Irgendwann muss auch ich dann abhängen lassen. Wird mir zu schnell bzw. ich bin nun extrem Müde und die Augen fallen mir dauernd runter. Auch Übungen und Ohrfeigen hilft da nichts mehr. Da ich aber einfach nur geschafft bin und mit der Müdigkeit kämpfen muss bekomme ich aber schon mit wo ich durchlaufe. Mir wird nun bewusst, wo ich letztes Jahr mit Misty zusammen rumgeirrt bin und wir dauernd eingeschlafen sind. Vorteil diesmal, es ist Tag und nicht Nacht.


Kurz vor dem nächsten Waterpoint, es muss so gegen 14 Uhr gewesen sein rennt mir jemand entgegen. Klar das ist eine riesen Überraschung. Charmaine und ihr Mann haben hier auf uns gewartet. Das ist der Aufsteller schlechthin. Am Wasserpoint verpflege ich mich erstmal und natürlich haben wir viel zu besprechen und zu bereden seit wir uns vor einem Jahr das letzte Mal gesehen haben. Richard treffe ich auch, er hat seinen Vorsprung zu einem kleinen Nickerchen genutzt. So gegen 15 / 15.30 Uhr müssen wir uns dann von unseren Freunden verabschieden und wieder auf den Weg machen. 13 lange km stehen an.

Besuch von Freundin Charmaine, das war eine tolle Überraschung

Auch dieser Teil der Etappe dünkt mich wieder, dass er überhaupt nicht enden will. Dafür kurz vor dem Race Village wird es nochmals richtig spannend und abenteuerlich. Wir beide, Richard und ich finden in der Dunkelheit den Weg nicht mehr. So entscheiden wir uns, dass wir uns trennen und nach der richtigen Richtung Ausschau halten. Hier ist es sehr gefährlich und der riesige Wasserfall, das ganze Gebiet ist hier eine Naturattraktion, lässt in die eine Richtung kein Weiterkommen mehr zu. Richard finde ich dann auch nicht mehr. Irgendwann kann ich mich am Schein einer Taschenlampe wieder orientieren und treffe auf Erik der etwas besorgt scheint. Glücklich schaffe ich es dann aber um 20.18 Uhr  ins RV 5 wo ich Richard und etwas später dann auch René wieder treffe. Hier an diesem Punkt war letztes Jahr für mich Ende. Also bis dahin ist es geschafft und ich bin sehr zuversichtlich, ja sogar felsenfest überzeugt, dass ich es diesmal wirklich bis ins Ziel schaffe. Wir verpflegen uns kurz und dann sind drei Stunden Schlaf angesagt. Hab schon lange nicht mehr so tief geschlafen wie in dieser kurzen Zeit.

 
6. Etappe Bourke`s luck Potholes to Blyde Canyon Viewpoint 20 km
Finish Line → km 381 


Jetzt heisst es nochmals alle Kraft zusammen nehmen. 20 letzte Kilometer liegen noch vor uns. Wir werden es schaffen, das ist so klar wie das Amen in der Kirche. Punkt 24 Uhr laufen wir los. Allen uns dreien ist der letzte Streckenabschnitt unbekannt und der wird nochmals ein paar kleinere Überraschungen bringen. Ich fühle mich nach dem kurzen deftigen Nickerchen ganz gut. Ausser über die schmerzenden Füsse kann ich mich, das nahende Ziel vor Augen, über nichts beklagen. Natürlich sind die Schritte kürzer und auch strenger als noch vor viereinhalb Tagen. Entweder laufe ich voraus oder Richard. Rene nehmen wir in unsere Mitte und ich muss sagen ich bin ganz froh, dass die beiden anderen so gute GPS Leser sind. Beide haben ihren Treck auf einem Handgerät aber zusätzlich auch noch auf der Uhr. Dies erspart einem das dauernde ein und auspacken des Gerätes. Ich Gedanken bin ich schon lange beim Zieleinlauf und ich glaube meinen beiden Kollegen geht es genauso. Und so kam es natürlich wie es kommen musste. Von km 11-ca. 16 vor dem Ziel suchen wir wieder den Weg. Getäuscht durch das fahle Licht aber auch bedingt durch die Müdigkeit unterschätzen wir das Reststück. Zudem ist in diesem unwegsamen Gelände auch kein Weg mehr sichtbar.
Und plötzlich, in der Ferne sehen wir ein Auto. Jetzt wusste wir, auf diese Strasse müssen wir, dort geht’s dem langersehnten Ziel entgegen. Plötzlich sind es zwei Wagen von denen aus uns die Insassen mit dem Feldstecker beobachten. Erik und Alex, Rolf, Stefan und Annette haben uns im Visier. Wir freuen uns extrem und mit dem Sonnenaufgang und einer fantastisch, euphorischen  Stimmung laufen wir den anderen entgegen. Es sind die letzten Meter bevor wir auf die Strasse kommen in denen wir nochmals alleine zu dritt zusammen sind. Ich bin sicher, wir nehmen alle das gleiche wahr in diesem Moment.
Letzter Anstieg und «back to reality»

Raus aus einer wunderbaren anstrengenden und nie vergessenden Woche hin auf die Strasse zurück zur Realität des Alltags. Ich und ich bin sicher auch meine Freunde bedauern das fasst ein bisschen den. Denn diese fünf Tage haben uns als Menschen und Freunde sehr eng zusammen geschweisst. Ich gebe es zu, beim Wiedersehen mit Stefan konnte ich ein paar Tränen der Freude nicht verbergen und ich glaube es ist nicht nur mir so ergangen.
2 km vor dem grossen Ziel

Die letzten zwei Kilometer hin zur Finish Line wurden dann so etwas wie ein persönlicher «Dreier Siegeszug». Wir scherzen, lachen und sind einfach nur glücklich. Und dann sind es noch 300 Meter die wir gemeinsam Seite an Seite, gefolgt von einer Live Aufnahme direkt auf Facebook, gemeinsam bis über die Ziellinie laufen. Diesen Moment der Erlösung, der Umarmungen und des Zufriedensein werde ich sicher nie mehr vergessen. Eineinhalb Jahre mit vielen Entbehrungen, Verzichten, persönlichen Kämpfen und nicht zu vergessen auch dem eigenen Umfeld viel zugemutet,  hat nun ein überaus positives Ende genommen. Einige der anderen Läufer welche die Ziellinie Stunden vor uns überquert haben oder leider aufgeben mussten haben uns empfangen und man hat es richtig gespürt, alle haben es uns von Herzen gegönnt, dass wir es gepackt haben. Nur schon diese Tatsache hat es gerechtfertigt all die Strapazen nach dem letztjährigen scheitern nochmals auf mich zu nehmen. In diesen Minuten habe ich endlich meinen Frieden mit dem Munga Trail gefunden.    
«Sieger und Finisher in einem»
 


Siegerehrung und Dank

Nach vielen Fotos und den ersten Gesprächen mit den Kollegen konnte ich mit Stefan, Anette und Rolf in die Lodge zurückfahren. Ein super Frühstück sollte mich erst mal wieder zu Kräften kommen lassen. Nach einer wohltuender Dusche hat sich Johan der Doc noch meine Füsse angeschaut und kurz verarztet. Mehr kann man bei diesem Meer von Blasen gar nicht machen. Ich glaube es waren zwischen 12-15 aufgeplatzte oder noch volle Blasen die meine zarten Füsschen zierten. Das wird dann die Zeit, während der nächsten Woche aber wieder ins Lot bringen. Apropo Duschen…erst jetzt merke ich dass ich während den ganzen letzten fünf Tagen nur eine Duschkabine aufgesucht habe. Also nicht nur mein Gepäck, welches von Annette kurzerhand in die Waschmaschine verfrachtet wurde, hat etwas seltsam gerochen. Nein auch ich habe mich nicht gerade Zivilisationskonform meinem nächsten Umfeld  präsentiert.

Blyde river canyon
 
Nachmittags um drei Uhr, nach kurzer Ruhephase fand dann bei einem super kalten Buffet die Siegerehrung statt. Bennie und Nicky die letztjährigen Sieger konnten ihren Titel verteidigen und wurden mit je 50`000 Rand (ca. CHF 4`000) belohnt. Ein für Südafrika stolzer Betrag. Bennie wurde aber von Pavel, der sich leider verlaufen hat und neun Stunden einbüsste und von Bo Larson hart bedrängt.  Ein Ereignis, von welchem ich erst Wochen später erfahren habe ist Bo und Nicky während dieser Tage wiederfahren. Plötzlich und wie aus dem nichts stand ein Leopard vor ihnen. Ich weiss nicht wer mehr erstaunt gewesen sein musste. Jedenfalls hatte die kleine Katze anscheinend kein Bedürfnis mit den beiden Läufern zu spielen und verzog sich wieder im Dichticht. Bo hat sich nach diesem Erlebnis ein Munga Tattoo mit Leopard stechen lassen.
Ein ganz, ganz bisschen war ich dann auch auf mich stolz als mir bei der Siegerehrung mit der Medaille welche wir bereits beim Zieleinlauf erhalten haben, der 8 Platz bestätigt wurde. Lohn für viele harte Stunden in der letzten Woche aber auch bereits die Monate davor.
Vicky, welche bereits im letzten Jahr versuchte den Lauf nur mit Wandern zu bestreiten musste auch dieses Jahr einsehen, dass dies ohne Rennen nicht möglich sein kann. Anscheinend will sie es aber nächstes Jahr nochmals versuchen. Ich drücke ihr die Daumen, dass es vielleicht doch noch klappt. Stefan und auch Rolf hätte ich es von Herzen gegönnt, wenn sie es diesmal mit mir zusammen geschafft hätten. Dies war sicherlich der einzig negative Punkt dieses Laufes für mich. Von Stefan weiss ich, dass er sich sehr seriös und geplant darauf vorbereitet hat. Aber auch sein Fall bestätigt, dass man einen mindest Protzentsatz einfach rennen muss. Ich schätze, dass es bei mir so ca. 35-40% waren. Den restlichen Teil der Strecke musste laufend zurückgelegt werden. In meinem Fall hat sich auch die geänderte Schlafstrategie bewährt. Weg von mehreren kleinen Power Naps hin zu wenigen längeren Schlafeinheiten. Meine Schlafzeit betrug in etwas 12-13 Stunden auf die gesamte  Laufzeit, wobei aber auch noch ein zwei Powernaps und allgemeine Ruhephasen dazu kamen. Bedingt durch das nicht ganz so heisse Wetter und mit den definierten Waterpoints ca. alle 30 km konnte man sich Verpflegungsmässig sehr gut einteilen.
Treuer Begleiter
 
Wie bereits erwähnt mag man sich fragen, wie Erik und Alex bei nur 15 Teilnehmenden diesen Lauf organisieren konnten. Für das was uns Läufern und Läuferinnen aber in diesen fünf Tagen geboten wurde kann man nur staunen. Es hat an nichts gemangelt, die Hilfestellung an den Checkpoints, sowie vor und nach dem Lauf waren sensationell. Erik und Alex vielen Dank für dieses einmalig tolle Ereignis. Ich kann es nur weiterempfehlen und bin nun fast etwas traurig, dass es für mich das letzte Mal war. Macht weiter so.
Mein herzlichster Dank geht aber auch dieses Jahr an meine Partnerin Monica. Danke Dir für dein grosses Verständnis und die jederzeitige «Freistellung» fürs Training. Auch meine Lauf- und Trainingspartner möchte ich Danken. Danken für die tollen Läufe mit euch zusammen.
Dir Stefan Müller möchte ich ganz speziell danke sagen. Erstens für deine Bemühungen letzten Sommer im Engadin, dass ich mich für eine zweite Teilnahme entscheiden konnte und ganz herzlichen Dank Dir und Annette für die grosszügige Gastfreundschaft vor und auch nach dem Lauf in Pretoria.
Und last but not least danke ich meinen zwei einmaligen Freunden Rene und Richard für das gemeinsame Erlebnis während diesen Tagen. Die Gespräche aber auch die gemeinsam unausgesprochenen Entscheide um dieses für uns grosse Ziel zu schaffen hat und menschlich näher gebracht. Freue mich jedenfalls schon heute, wenn wir zusammen irgendwann wieder am KAEM oder anderswo laufen und von den vergangenen Erlebnissen erzählen können. 

  
 
Rangliste des 2. Munga Trails 2018

 

«Run4ayoba»



Noch ein Wort zu meinem Spendenlauf. Es ist unglaublich mit welcher Solidarität und Grosszügigkeit sich auch dieses Jahr wieder viele Spender und Gönner an meinem Projekt «Run4ayoba» beteiligt haben. Mein Dank geht an jeden Einzelnen von Ihnen für Ihren grossen Beitrag für die ärmsten und schwächsten unserer Gesellschaft. Ich kann Ihnen allen garantieren, dass jeder gespendete Franken zu 100% ins «ayoba-YES-Programms» einfliessen wird. Beim YES-Programm wird der Hauptfokus auf die soziale Integration, den schulischen Abschluss sowie die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen gelegt. Mit dem gesammelten Beitrag von knapp CHF 12`000 / (160`000 Südafrikanische Rand) ermöglichen Sie wieder einer ganzen Gruppe junger Menschen die Teilnahme an einem Jahresprogramm im Camp Sweetdale und somit die Chance sich mit einer beruflichen Ausbildung und oder einem Studium Lebensperspektiven zu erarbeiten um am sozialen Leben teilzuhaben.


 

 
Roland und Sibylle Wenger, Gründer des Camp Sweetdale

 
       

 

«The Munga Family»

 
Alex Harris (l) und Erik Vermeulen (r)
Die beiden Organisatoren. Exzellenter Event den die beiden auf die Beine gestellt haben. Beste Organisation und Betreuung für jeden Einzelnen. Danke.
 
Bennie Roux
Titelverteidiger und nun zweifacher Sieger des Munga Trail. Ein toller Läufer den ich leider nur kurz von hinten gesehen habe. 1. Rang / 1.Mann

Bo Larsson
Aus Dänemark und wie im Vorjahr sein Landsmann Carsten belegt er den zweiten Gesamtrang. Starke Leistung. Einige Wochen später ziert ein tolles Leoparden Tattoo seinen Oberkörper. 2. Rang / 2. Mann

 


Nicky Booyens
Das Pendant zu Bennie. Ebenfalls zweifache Munga Siegerin. Unglaublich wie sie läuft, dabei hat sie ja nicht gerade die längsten Beine. Bravo grandiose Leistung. Sie dominierte das Rennen der Frauen und lief  auf den 3. Rang / 1. Frau

Pavel Paloncy
Tscheche, extrem stark und ausdauernd. Wer weiss was passiert wäre, wenn er sich nicht verlaufen hätte. 4. Rang / 3. Mann

Brad Hymann (r.)  
Seine Teilnahme wurde erst 4 Tage vor dem Rennen bestätigt. Als Fünfter im Gesamtklassement lief er für die «The Smile Foundation» Babys helfen, die eine rekonstruktive Gesichtschirurgie benötigen. 5. Rang / 4. Mann

Andy Wesson (l.)
Läufer vom Ostkap lief ebenfalls ein starkes Rennen. 6. Rang 5. Mann


Rene Volgraaff
Mit ihr habe ich bereits den Munga 2017 zu einem grossen Teil zusammen gelaufen. Einfach fantastisch wie wir uns ergänzt haben. Bei einem nächsten Start traue ich ihr ein noch verbessertes Ergebnis zu. Starke Kartenleserin und sehr ausdauernd. Hat Spass gemacht mit ihr in unserer Dreiergruppe. 7. Rang / 2. Frau

Stephan Keller ich
Schweizer und ebenfalls zweimaliger Teilnehmer. Diesmal hat es geklappt und die Monster des letzten Jahres konnten besiegt werden! 8. Rang / 6. Mann

 

Richard Shanon
Der dritte unseres «Dream Teams». Aufgestellt, witzig und stark in den flachen Etappen. Berge kennt er in Zambia nicht sehr viele. Da konnte ich doch glatt auch mal die Führung übernehmen als es hoch ging. Hoffe ihn am KAEM wieder zu treffen. 9. Rang / 7. Mann

Stefan Müller
Wenn man bedenkt, dass er erst vor ein paar Jahren mit Laufen begonnen hat kann man seine Leistung nicht hoch genug einschätzen. Ein grossartiger Freund. Es war eine Ehre für mich mit ihm zusammen dieses Abenteuer anzugehen. Hoffe es war nicht das letzte Mal.

 


Rolf Müller
Bruder von Stefan war auch letztes Jahr dabei. Auch er versuchte es noch einmal. Leider hat es nicht ganz gereicht. Trotzdem grossartige Leistung. Dafür hat er mich am Two Oceans Marathon drei Wochen davor klar geschlagen.





 

  
Vicky van Ziel (r
auch eine Wiederholungstäterin. Gewaltig welche Strecke sie nur mit Walken zurückgelegt hat. Ihr Wanderstock war steter Begleiter von ihr.  Sie konnte zudem ihren 40. Geburtstag am Lauf feiern.






 
 




 
 
 
Brigid Wefelnberg
Eine äusserst erfahrene Wüstenläuferin die schon Tracks von 500 km und mehr gefinisht hat. Leider hatte sie infolge einer Magenverstimmung keine Möglichkeit das Rennen zu Ende zu laufen. 

 

 

  

 
 
 
 

Facts and figures
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Teilnehmer:                15 Personen (11Männer + 4 Frauen)
Finisher:                      9 Personen (7 Männer + 2 Frauen)

Zeit:                             115 Stunden 8 Minuten
                                     86 Std. 32 Min. bis 115 Std. 8 Min

Streckenlänge:           381 km
Höhenmeter:               ca. +14`000 m / ca. -15`000 m

Höchster Punkt:          2113 m.ü.M
Tiefster Punkt:             1146 m. ü.M

Checkpoints:               5 Race Villages
                                      9 Waterpoints

Streckenführung:        Ausschliesslich GPS Tracks

Klima:                            20-25 Grad / 8-15 Grad


«The Munga Family 2018»

  

Zürich / Uster, April 2018
ste.keller@gmx.ch


 

Bildgalerie
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