Bergün – Pontresina
Weiter
geht’s und der Regen begleitet uns immer noch, zudem ist es auch ganz frisch.
Bei Familie Tuffli in Naz können wir uns in der Stube aufwärmen und stärken.
Ich mache nicht lange Pause denn es läuft mir im Gegensatz zum letzten Jahr
ausgezeichnet und das möchte ich ausnutzen. Über Fuorcla Crap Alp (2461
m.ü.M) geht’s ganz schön steil und lange hoch. Doch bald kommen wir runter
nach Spina. Jetzt nur noch gerade aus nach Bever und dann rüber nach Samedan.
Denkste, es gibt eine Streckenänderung dieses Jahr mit zusätzlichen 500
Höhenmeter über das Valetta da Bever, Margunin (2426 M.Ü.M) runter nach
Samedan. Ganz schön herausfordernd. Bin froh, dass mich Toni in Samedan
empfängt und verpflegt und meine Muskeln etwas lockert. Grundsätzlich fühle
ich mich aber sehr gut, kein Vergleich zum letzten Jahr.
Das kommende Teilstück kenne ich von den Vorjahren her nur als Lauf im
Dunkeln. Freue mich richtig nun mal bei Tageslicht hoch zum Muottas Muragel
(2454 m.ü.M) zu laufen. Auch dieses Jahr kehre ich kurz ein im Restaurant und
frage ob ich mich bei einem Pipistopp aufwärmen darf. Ich glaub die
Receptionistin kennt mich noch und meinte, dass wir eigentlich schon etwas
besseres Wetter verdient hätten dieses Jahr. Aber was soll`s, alle haben die
gleichen Bedingungen und das Wetter kann man so oder so nicht machen. Jetzt
folgt der steile Aufstieg hoch zur Segantinihütte auf 2731 m.ü.M. Bei schönem
Wetter hat man hier eine traumhafte Aussicht. Jetzt hält sich diese aber in
Grenzen. Der Abstieg runter nach Pontresina ist lange und geht ganz schön in
die Beine. Bin gottenfroh als ich endlich unten angekommen bin. Auch mein
Wunsch ging in Erfüllung und der Verpflegungsposten ist nicht mehr in der
zügigen Tiefgarage sondern im Gemeinschaftszentrum. Hier wechsle ich das
erste mal die Schuhe. Schon fast eine Wohltat in trockenes Laufwerk zu
steigen. Toni vermittle ich noch eine
Schlafgelegenheit bei Madeleine in Sils. Es sollte für ihn eine kurze Nacht
werden...Er ist ja nicht besonders zurückhaltend und hat schnell Kontakt mit
allen Leuten.
Bergün – Pontresina 10:46.07 Zwischenrang M+F 72 / M 62
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Immer noch nass |
Pontresina Maloja
Alleine
mache ich mich auf dem nächste Teilstück entgegen. Das Rosegtal ist mir
bekannt und ich lauf zügig weiter bis nach Roseg (1999 m.ü.M.). Von hier
geht’s dann wieder steil und lange hoch bis zur Fuorcla Surlej (2755 m.ü.M.)
War noch ganz schwierig sich hier oben zu orientieren. Obwohl ich die Gegend
eigentlich ganz gut kenne, können die Bedingungen im Nebel ganz besonders
sein. Bin froh, als ich dann endlich bei der Skistation Murtel (2702 m.ü.M.)
ankomme und mich etwas Aufwärmen konnte. Irgendwie habe ich jetzt auch eine
grössere Kriese und es beunruhigte mich auch, dass ich gar keinen Appetit habe,
und das schon während der ganzen Strecke. Ich hab mich dann doch gezwungen
etwas zu essen. Zudem hatte ich eine grössere Schlafkrise und ich hab es das erste
mal mit einem Powernap versucht. Nach 5 Min. Schlafen mach ich mich dann
wieder auf die Socken Richtung Sils.
Sils liegt um ca. 2 Uhr ruhig und verschlafen da. Kein Mensch auf der Gasse
und so bin ich dann zügig weitergelaufen. Diesmal führte die Strecke direkt am
See entlang nach Maloja. Kurz vor dem Posten in Maloja kam dann auch bereits
die 100 km Marke. So positiv denken. Die Hälfte haben wir geschafft, jetzt
geht’s auf den Heimweg. Zu meinem Erstaunen erwartete mich Toni am Check
Point.
Pontresina - Maloja 8:04.57 Zwischenrang
M+F 69 / M 57
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Ein bisschen weniger nass...es trocknet langsam |
Maloja –
Savognin
Maloja-Savognin
eine lange Strecke mit einigen Auf- und Abstiegen erwartete mich nun. Zuerst
auf den Lunghinpass (2645 m.ü.M.) und dann weiter via Septimerpass nach Bivio (1769 m.ü.M)
runter. Da oben auf dem Lunghin- und Septimerpass war`s dann gar nicht mehr
gemütlich. Saukalt, Schnee- Graupelschauer und an die Finger hab ich mir
gefroren, das hat dann wirklich keinen Spass mehr gemacht. War froh, als ich
in Bivio war und mich Verpflegen konnte. Kari hat mich dann da empfangen.
Leider musste er wegen einer Schienbeinentzündung bereits in Pontresina, auf
dem 8. Platz liegend, aufgeben. Besser so als etwas durchdrücken und dann
monatelang keine Lauftraining mehr machen. Schade für ihn, doch ich glaub er
hat`s mit Fassung getragen. Bei Tageslicht mach ich mich dann wieder auf den
Weg Richtung Alp Flix wo mich Toni wieder empfängt und einen tollen
Cappuchino spendiert. Der hat echt gutgetan. Zu meinem Erstaunen führt uns
dann dieses Jahr die Strecke nicht mehr hoch sondern es geht alles runter
Richtung Savognin. Die zusätzlichen Höhenmeter haben wir ja bereits bei Spina
zurückgelegt. Kurz nach der Alp Flix (1993 m.ü.M) feuern mich plötzlich
einige Leute an. Hop Ste, Bachtelrunner. Keine Ahnung wer das ist. Es sind
Fans aus der Region des Bachtels, ihr Sohn ist im Skiclub Bachtel und sie
wollten mich unbedingt anfeuern. Es sollte nicht das letzte mal sein. Das
sind Momente wo man dann wieder richtig motiviert ist, denn die Strecke
runter nach Savogin wird sich noch lange in die Länge ziehen und ist auch nicht besonders reizvoll und
interessant. Ich freute mich jedenfalls sehr, als ich die Turnhalle von
Savogin erreichte. Diesmal bin ich auch nicht falsch gelaufen im Dorf, wie
die letzten beiden male.
Maloja - Savognin 10:57.01 Zwischenrang
M+F155 / M 45
Savognin –
Lantsch
Jetzt kommt
aus Erfahrung her das langweiligste Stück bis nach Lenzerheide. Zuerst geht’s
runter zum tiefsten Punkt des Laufes nach Tiefencastel (863 m.ü.M). Doch mit der Streckenänderung
über Lantsch ist diese Etappe doch wieder um einiges interessanter geworden.
Ich kämpfe nun mehrmals mit der Müdigkeit und bin froh, als ich Lantsch
erreicht habe. Erstaunlicherweise ist Toni nicht hier. Also ich setzt mich
kurz hin, trinke etwas, zwinge mir etwas zu Essen runter und mache mich dann
gleich wieder auf den Weg. Man sieht jetzt jeweils immer die gleichen Leute
an den Checkpoints und jedes mal werden es ein paar weniger.
Erfreulicherweise sind kurz vor Savognin auch die T120 Läufer auf unsere
Strecke gekommen. Dadurch sind wir T201 nicht ganz vereinsamt auf dem weiten
Weg.
Savognin - Lantsch 3:56.15
Zwischenrang M+F 51 / M 41
Lantsch
Arosa
Und siehe
da, da taucht auch schon Toni wieder auf. Er war sichtlich erstaunt, dass ich
schon wieder auf dem weiter Weg war. Ende des Dorfausgangs unterhalte ich
mich noch mit zwei Jungen Leuten. Sie können es überhaupt nicht fassen was
wir hier machen. Schon gar nicht als ich ihnen erzähle wie lang die Strecke
ist. Da wird mir einmal mehr klar was für eine unglaubliche Leistung wir hier
vollbringen. Es sind ja nicht nur 200 km Laufen, es sind auch noch weit über
13`000 Höhen Meter die zu bewältigen sind. Dazu kommt der Schlafmangel, die
Kälte, sowie alle anderen Widrigkeiten.Wieder muss ich kurz vor dem
Aufstieg zur Rothornzwischenstation einen Powernap einlegen. Ich schwanke
richtig hin und her vor Müdigkeit. Von der Zwischenstation Scharmoin (1910
m.ü.M.) zieht es sich dann nochmals steil hoch via Urdenfürggli (2546 m.ü.M) zur Station Hörnli 2511 m.ü.M). Hier machen
wir eine kurze Aufwärm- und Verpflegungspause. Seit etwa Lenzerheide laufe ich
nun zusammen mit einem Läufer aus Winterthur. Wir ergänzen uns ganz gut und
motivieren uns auch immer wieder. Jetzt folgt der letzte ganz grosse Aufstieg
aufs Weisshorn (2653 m.ü.M), diesmal für mich in der Nacht. Es ist mega kalt
und ich bin froh um die langen Regenhosen und zwei Schichten Kleider. Dafür
werden wir hier um ca. 05.30 Uhr mit einem herrlichen Morgenrot empfangen.
Die ganzen Berggipfel glühen rund um uns herum wie im Feuer. Wir machen ein
paar Fotos und dann geht’s weiter der Kälte entfliehend runter Richtung
Arosa. Ich freue mich mega als ich da in der bekannten Zivilschutzanlage
ankomme. Toni ist da und kann mich wieder gut motivieren und verpflegen.
Allen Helfern muss an dieser Stelle mal ein riesen Kompliment gemacht werden.
Was sie leisten ist auch unglaublich. Aufgestellt, freundlich und so
hilfsbereit und das über Stunden hinweg. Vielen Dank, das macht ihr ausgezeichnet
und jeder Läufer der das Ziel erreicht, kann sich auch bei euch für die
grandiose Unterstützung bedanken.
Ich frage den Läufer aus Winterthur ob er mit mir zusammen nach Davos Laufen
will. Gerne aber er könne nicht mehr gross rennen. Ich sag ihm, dass wir
zusammen bis zum Scalettapass laufen und ich mich dann verabschieden, falls
ich noch runterrennen kann.
Lantsch – Arosa 9:43.34 Zwischenrang 49
/ M 40
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Geht doch, macht auch mehr Spass bei Sonnenschein |
Arosa –
Davos
So, nun
steht das letzte Teilstück an. Nicht besonders schwierig aber mit einem
letzten harten Aufstieg hoch zum Strelapass auf 2347 m.ü.M. Als wir da oben
angekommen sind wusste ich, jetzt schaffst Du es zum dritten mal. Stolz, müde
aber überglücklich treffe ich auf dem letzten Stück runter nach Davos noch
Kari. Wie schon im letzten Jahr ist er mir entgegengelaufen. Auf der
Schatzalp wartet auch noch Patricia. Sie hat gestern den 42 km Lauf
bestritten, ihren ersten Marathon. Super Gratulation und bestes Training für
ihr bevorstehendes Trekking in Nepal.
Die letzten Meter runter läuft`s dann wieder wie geschmiert. Die schmerzenden
Beine spürt man nicht mehr. Man hat nur noch das Ziel vor Augen. Und endlich
nach über 57 Stunden hört man den Speaker und läuft überglücklich ins Ziel. Alle
warten und begrüssen einem. Toni, Kari, Thomas, John die Tuffli`s und viele
mehr. Ich bin happy, dass ich es noch einmal geschafft habe. Bereits im
Vorfeld aber auch jetzt im Ziel ist für mich klar, dass es das letzte mal
war. (Wahrscheinlich...)
Man soll aufhören wenn es am schönsten ist, sogar meine Zeiten der beiden
Vorjahre habe ich um gut 2 Std. 20 Min. nochmals verbessert.
Allen die mir dabei geholfen haben möchte ich herzlich danken. Ohne eure
Hilfe wäre es noch um einiges schwieriger geworden. Thanks.
Arosa - Davos 5:11.24 Zwischenrang M+F
48 / M 39
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Einmal mehr geschafft! |
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