Sonntag, 14. Oktober 2018

Generali München Marathon


 


Startnummer:                         379

Strecke:                                  42,195 km                                      

Laufzeit:                                 3:59.48 Std./Min.     km/h: 5:40    
Rang Overall M:                     1727 von 3599
Rang M55                               89 von 244


Wir sind am Freitagmorgen von Zürich mit dem Flixbus in München angekommen. Neben der Teilnahme am München Marathon war aber der Besuch von Alina und Hung das Ziel unseres Städtetrips. Ich habe die wenigen Tage mit meiner Tochter in München genossen, zumal wir noch mit Kaiserwetter und Temperaturen um die 25° C beglückt wurden, auch am Marathon Tag. Zudem kann ich mir jetzt ein gutes Bild machen wo und wie die beiden in dieser Grossstadt leben.



Nach dem Bezug unseres Hotels «das kleine Hotel» ging es gleich ab zum Olympiagelände wo 1972 die Olympischen Spiele stattfanden. Im ehemaligen Stadion der Vereine FC Bayern und 1860 München konnte ich noch ohne Gedränge die Startunterlagen abholen und gemütlich über die Messe schlendern.
Den Samstag verbrachten wir mit Stadtführung und Relaxen. Trotzdem ist so ein Touristentag schon fast wie ein Marathon zu werten.
 
         
 

21.000 Teilnehmern aus insgesamt 110 Nationen fanden sich zum Start des Münchener Marathon am Sonntagmorgen vor dem Olympiastadion ein. Auch ich stand um 10 Uhr zum offiziellen Startschuss hoffnungsvoll bereit. Eingeteilt in den zweiten Startblock B, ging es dann für mich um 10.05 Uhr los.
 

Noch hoffnungsvoll vor dem Start
Es war seit über 18 Monaten der erste Strassenmarathon und so hab ich mir keine grossen Ziele gesetzt. Mir war bewusst, dass ich nach all den vielen Berg- und Ultraläufen für einen schnellen Stadtmarathon sicher nicht optimal vorbereit bin.
Es gab aber doch noch ein unausgesprochenes Ziel, dass ich anpeilen wollte.
Zum Ende meines 59. Lebensjahres wollte ich unbedingt nochmals eine Marathonzeit unter 3.30 Std. laufen. Eine Vorgabe, die ich in den letzten 11 Jahren immer geschafft habe. Das wäre ein perfekter Abschluss für meine zu Ende gehende  50er Alterskategorie Zeit.
Monica, Alina und Hung haben sich eine eigene Fanroute zusammengestellt und es war toll ihre Unterstützung während dem Lauf zu erhalten. Speziell gefreut hat mich auch das ich Reto Keller und Lisa ein paar Mal auf der Strecke angetroffen habe. Das gibt eine immer wieder neue Motivation und Antrieb. Reto musste leider ein paar Tage davor wegen einer Grippe seine Teilnahme absagen. Wäre das für mich nicht auch besser gewesen, nachdem ich zwei Wochen davor durch eine stake Erkältung ausser Gefecht gesetzt wurde?
Gleich vom Start weg war mein erstrangiges Ziel, auf keinen Fall zu schnell loszulaufen. Ich wollte einen Einbruch wie drei Wochen davor am Greifenseelauf auf jeden Fall verhindern.
Ich glaube auch, dass mir das sehr gut gelungen ist. Nach ca. 5 km hatte ich dann meinen optimalen Rhythmus gefunden und fühlte mich dabei sehr wohl. Bei km sechs sollte ich eigentlich mein Supportteam treffen aber irgendwie hat das nicht geklappt. Auch kein Problem, zu diesem Zeitpunkt war ich ja noch nicht gross auf Unterstützung angewiesen. Dafür habe ich mich gefreut die drei im Englischen Garten bei km 14 wieder anzutreffen. Bis dahin lief noch alles optimal und ich musste mich fast zwingen nicht schneller zu laufen. Mit einem Schnitt von 4.46 bis km 17 war ich noch voll auf Kurs. Natürlich habe ich habe mir da noch erhofft dieses Tempo bis ins Ziel so durchzuziehen. Dann wäre mein Wunsch in Erfüllung gegangen.
Aber wie es halt so ist, ein Marathon fängt frühestens nach der Hälfte oder noch später an.
Bereits zwischen km 20 und 21 merkte ich wie meine Beine schwerer wurden. Hab noch nichts Böses geahnt aber mit den ersten Anzeichen von Krämpfen in den Waden und im Leistenbereich wurde mir sofort klar, dass es nun hart werden würde. Und so kam es dann auch. Noch bevor ich meine Leute zum dritten Mal antraf war die Luft draussen und ich musste das erste Mal gehen. Vor mir lagen noch gut 20 km bis ins Ziel. Au wei!
Jetzt kam es «Knüpelldicke».  Die Gehpassagen häuften sich und an ein durchlaufen war überhaupt nicht mehr zu denken. Meine einzige Motivation war auf keinen Fall auszusteigen. Ich wollte jetzt unbedingt als Minimalziel die Limite für den Bosten Marathon 2020 noch schaffen. Ich kam mir jetzt vor wie der erste Anfänger an einem Marathon und mein Traum von 3.30 löste sich in Luft auf. 3.45 Uhr habe ich noch eine gewisse Zeit im Visier gehabt aber zwischen km 32 – 36 spürte ich, dass auch das nicht mehr realistisch ist.
Bei km 40, d.h. zwei km vor dem Ziel gab es dann für mich nur noch eine Devise. Eine 4 darf es auf keinen Fall werden. Und so zwang ich mich mit letzten Kräften und einem gewaltigen Schlussspurt quasi auf dem Zahnfleisch über die Ziellinie des Olympiastadions. 12 Sekunden Reservé konnte ich noch retten bevor es eine Zeit über vier Stunden wurde.
 
«Da hilft nur noch a Weissbier»
«Black Marathon sunday»
Welch ein Desaster!
Meine Enttäuschung nach dem Rennen war riesig und wird wohl noch eine gewisse Zeit anhalten. Was lief da alles schief bei mir? Mein schlechtestes je erzieltes Marathonergebnis wurde Tatsache. Am liebsten wäre ich tief im Boden versunken. Werde wohl noch ein paar Tage haben bis ich mir eine Erklärung darauf geben kann.
Mindestens, soviel habe ich aber als erstes Fazit sofort zur Kenntnis genommen. Ein schneller Stadtmarathon brauch wirklich seine ganz spezielle Vorbereitung und ist niemals mit einem Berg- oder Ultralauf vergleichbar auch für mich nicht als doch schon erfahrener und langjähriger Läufer. Vielleicht ist das ein kleiner Trost.  




Mein Support Team (Hung, Alina, Moni)
Wie ich die Weichen in den nächsten Monaten stelle werde ist mir im Moment noch nicht klar. Da ich die Herausforderung der Berge oder Langdistanzen auf keinen Fall missen möchte. Muss mir  gut überlegen für einen allfälligen nächsten Stadtmarathon wie ich dann meine Planung dafür auslegen werde.
 
Mindestens eine schöne Medaille bekommen....
Später habe ich dann zu meinem grossen Frust noch festgestellt, dass ich das vorgegebene  Limit für den Boston Marathon 2020 auch nicht geschafft habe. Vorgabe für 60 – 64 jährige Männer ist eine Zeit von 3 Std. 55 Min.
Welche Konsequenzen ziehe ich nun aus dieser Erfahrung??
Kopf hoch es geht weiter. Dabei werde ich mich ich mich an das Motto von ­Samuel Beckett, dem irischer Schriftsteller und Nobelpreisträge, halten.  Mit seinem Zitat als Tattoo auf dem Unterarm von Stan Wawrinka hat dieser dann auch das Australien Open 2014 gewonnen.
 
„Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better“
«Immer wieder versucht, immer wieder gescheitert. Egal. Wieder versucht, nochmals gescheitert. Besser gescheitert»

 
Uster, Oktober 2018ste.keller@gmx.ch

 

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